Der Kreuzweg ist unter Anleitung des Künstlers Uwe Appold im März 2019 von Gemeindemitgliedern gestaltet worden. Inspiration für die Umsetzung waren nicht nur die Stationen des Leidensweges Jesu, sondern auch deren Übertragung in den Alltag und eigene Erfahrungen des Leidens, Scheiterns und des Todes. So entstanden teilweise abstrakte Bilder. Im Folgenden findet sich eine Lesehilfe, die von den Teilnehmern des Workshops/Künstlern erstellt wurde. Der Kreuzweg beginnt hinten linker Hand, führt dann nach vorne und auf der rechten Seite wieder zurück.
Kreuzweg St. Bonaventura, Lennep
Der Workshop
Der Kreuzweg

1. Station: Jesus wird zum Tode verurteilt
Ein roter Fleck: Jesus in Not, ein Maul aus der Tiefe, das alles droht zu verschlingen: Pontius Pilatus. Am rechten Rand: die graue Menschenmenge. Das Verbrechen eingeschlossen in einen blauen Hintergrund. Das Wasser, dass reinigt und von Schuld befreit, wie Pilatus es in Worte fasst: Ich wasche meine Hände in Unschuld.

2.Station: Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern
Das Kreuz ist eine große Last. Schwere Steine liegen darauf und bringen es aus dem Gleichgewicht. Da, wo der Körper sein sollte, befindet sich ein Loch. Jesus, der Kreuzträger, verschwindet unter seiner Last, wird unsichtbar.

3. Station: Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz
Das Kreuz liegt auf dem Boden, eine subtile Kraft scheint es herunter oder auch herauf zu ziehen. Fußabdrücke führen zum Kreuz und auch wieder weg, hier ist Jesus ins Wanken gekommen, muss seine Richtung ändern, wird zurückgedrängt.

4. Station: Jesus begegnet seiner Mutter
Ein roter Punkt mit Dornenkrone, abgesondert von den restlichen grau-braunen alltäglichen Punkten und Menschen. Nur eine steht direkt neben ihm, begleitet auf dem tristen Weg. Alle anderen bleiben auf Abstand, beobachten, gaffen, haben Angst näher zu kommen.

5. Station: Simon von Zyrene hilft Jesus das Kreuz zu tragen (dazu sind zwei Bilder zu sehen)
a) Jesus wird immer schwächer und kann das Kreuz kaum mehr tragen. Da befehlen die Soldaten dem Bauern Simon von Zyrene das Kreuz zu tragen. Doch Simon hilft nicht freiwillig. Er wird gezwungen, muss seine Arbeit auf dem Feld unterbrechen und das Kreuz für Jesus tragen. Er ist wütend. Doch zugleich hilft er Jesus durch seine Tat. Gibt ihm Hoffnung in der Ungewissheit.

5. Station: Simon von Zyrene hilft Jesus das Kreuz zu tragen (dazu sind zwei Bilder zu sehen)
b) Aber kein Jesus ist zu sehen. Auch kein Simon. Jedoch das Kreuz. Zumindest ein Balken von ihm. Groß und breit teilt der schräge Balken das Bild. So groß, dass man meint, ihn direkt vor den Augen zu haben. Er scheint schwer zu sein. Ob man ihn allein tragen könnte, aus dem Bild heraustragen? Rechts unten ein Grab, modelliert mit Erde vom Grab meines Vaters. Der, der half, ist gestorben. In der Graberde das Wort „Mandi“. Es wird im heimatlichen Friaul sowohl zur Begrüßung wie auch zum Abschied gesprochen. Hinter dem Kreuzesbalken und an den Rändern des Grabes leuchtet es schwach. Vielleicht so etwas wie Hoffnung oder Verheißung? Zwischen Himmel und Grabeserde der mächtige Kreuzesbalken, im Hintergrund womöglich ein zartes Aufscheinen von Hoffnung oder Leben. Oder Glut & Feuer?

6. Station: Veronika reicht Jesus das Schweißtuch (dazu sind zwei Bilder zu sehen)
a) Die barmherzige Veronika verdeckt den leidenden Jesus vor Blicken, lindert mit einem kühlenden Tuch den schweißnassen blutüberströmten Kopf und begibt sich dabei zu ihm hinter das Tuch, distanziert sich somit von den Gaffenden, solidarisiert sich mit dem Leidenden, zeigt ihm: "Du bist nicht allein". Dabei steht sie fest auf der Erde, "behält Bodenhaftung", hält sich dabei stützend am Felsen fest, ihrem Glauben. Hoffnung soll das aufkeimende Grün, Zuversicht das Blau am fernen Himmel in dieser düsteren Szenerie symbolisieren.

6. Station: Veronika reicht Jesus das Schweißtuch (dazu sind zwei Bilder zu sehen)
b) Das unvorstellbare Leiden Jesu ist hier dargestellt durch das Kreuz, das zittert und schwankt und dennoch sich dem Himmel voll Vertrauen entgegenstreckt. Veronika, dargestellt als leuchtender Ring (der die Weiblichkeit symbolisiert), stützt, tröstet, versucht zu lindern. Das Kreuz steht auf grünem (=Hoffnung) Gras und brauner Erde. Ich habe hier echte Erde aus meiner fernen Heimat in Kasachstan verarbeitet. Diese Erde, vor 23 Jahren nach Deutschland mitgebracht, ist für mich etwas Besonderes, wie ein Schutzengel.

7. Station: Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz
Das Kreuz steht im Mittelpunkt, ist hell und freundlich. Dennoch bestimmt es die ganze Umgebung, vervielfacht über das Bild verteilt. Das Kreuz übermannt Jesus. Doch Hoffnung bleibt, die kleinen Kreuze erscheinen wie Sterne an einem ruhigen Nachthimmel.

8. Station: Jesus begegnet den weinenden Frauen
Vom Kreuz tropfen fünf Tränen oder Bluttropfen, fünf Wunden verursachen Schmerz und Trauer. Der Querbalken des Kreuzes trennt diese Trauer von der Hoffnung und dem Frieden, symbolisiert durch fünf weiße Vögel. Trauer und Hoffnung halten sich die Wage, die trauenden Frauen haben Jesu Versprechen im Ohr: Ich überwinde den Tod.

9. Station: Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz
Das Leiden wird immer härter und unerträglicher für Jesus. Seine Kraft ist endgültig am Ende. Die Wolken ziehen sich zusammen, verdunkeln sich und lassen Blut regnen. Das Kreuz erdrückt ihn förmlich und lässt ihn zum dritten Mal stürzen. Er bleibt blutüberströmt am Boden liegen, hinterlässt eine Blutlache und Tränen der Verzweiflung. Wie kann ein Mensch das ertragen?

10. Station: Jesus wird seiner Kleider beraubt
Die Soldaten reißen Jesus die Bekleidung vom Leib. Die Entblößung als äußerste Erniedrigung und Entwürdigung eines Menschen. Vor aller Augen nackt! Bloßgestellt und vollkommen schutzlos. In allen vier Evangelien ist nachzulesen: Soldaten werfen das Los über die Kleider Jesus. Zum Färben wurden pflanzliche, tierische und mineralische Substanzen benutzt. Symbolisch bedeuten die Farben: Weiß, als die Farbe der Reinheit. Rot für das Blut. Braun für die Erde. Gelb und grün gehören als Farben der Blätter eng zusammen. Die Farbe blau für Himmel, himmlisch, Autorität, Majestät, Heiliger Geist, von Oben, vom Himmel kommend.

11. Station: Jesus wird ans Kreuz genagelt (dazu sind zwei Bilder zu sehen)
a) Ein weißer Balken, zwei Taokreuze rechts und links davon. Jesus und die zwei Verbrecher. Das Leiden symbolisiert durch zarte Violetttöne. Alles verschwimmt, wie hinter einem Nebelschleier, der Schmerz ist so groß, dass die Sinne schwinden. Gleichzeitig werden die Kreuze zu einem weinenden Gesicht.

11. Station: Jesus wird ans Kreuz genagelt (dazu sind zwei Bilder zu sehen)
b) Ein braunes Kreuz, davor eine hautfarbene Fläche. Dicke Nägel durchdringen diese Fläche. Weiße Tränen fließen vom Kreuz herab auf die Erde. Jesus hat die Welt ein für alle Mal durch seinen Tod erlöst. Auf einen zweiten Blick wird auch hier ein weinendes Gesicht erkennbar.

12. Station: Jesus stirbt am Kreuz
Das kreuz ist dunkel und verschwindet fast im schwarz-grauen Hintergrund. Das Leiden ist vorbei, der Tod bringt Gewissheit. Der rote Vorhang zerreißt, damit wird sichtbar, was bislang verborgen war: Jesus ist der Messias, sein Geist wird ausgehaucht und offenbart seine Göttlichkeit in gelb-weißen Strahlen.

13. Station: Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt
Kalte Farben schaffen die Atmosphäre von Trauer und Klage unter einem grauen Himmel. Das Kreuz ist leer und der Leichnam Jesu liegt im Schoß seiner Mutter, die hier in der Passionsfarbe Violett dargestellt ist. Könnte es einen traurigeren Moment für eine Mutter geben? Wohl kaum. Und doch ist dies ein Bild der Hoffnung, aus dem das Geborgensein in der Wirklichkeit Gottes bereits durch die helle Gestalt Jesu verdeutlicht wird.

15. Station:Auferstehung
Das Dunkel des Todes ist vorüber. Daher gehören helle Farben zur Auferstehung. Im Lichte der Auferstehung kommt die Dreifaltigkeit Gottes zum Vorschein. Da die Farben von der Mitte ausgehen, soll damit angedeutet werden, dass das Leben in Gottes Herrlichkeit unendlich ist und alle mit einbeziehen soll.

14. Station: Grablegung
Während über dem grauen Gewölbe dicke Wolken hängen, erscheint der Zugang zum Gewölbe in der Tiefe nicht endlich. Links liegt der Balken vom Kreuz, Nagel und Reste von getrocknetem Blut sind noch zu sehen. Innen liegt das Leinentuch. Die Grabstelle für Jesus ist durch dieses weiße Tuch skizziert. Rechts liegt der Stein, der den Felsen des Gewölbes zu verschieben scheint. In der Grabhöhle selbst sind die Farben Violett für die Leidenszeit, Grün für die Hoffnung und Orange-Gelb für die Freude und das Licht zu erkennen. Die Farben werden umschlossen vom dunklen Bogen des Gewölbegrabs. Blickfang des Bildes - obwohl nicht im Zentrum platziert - ist das weiße Tuch und damit die Unschuld Jesu.