„Plötzlich erhob sich ein heftiger Wirbelsturm und die Wellen schlugen in das Boot.“ Von den Jüngern aus dem Schlaf gerissen bereitet Jesus schließlich dem stürmischen Tosen ein Ende. Im Gegensatz zu dieser Erzählung des Sonntagsevangeliums, die als frühestes Christusbekenntnis gilt, erleben wir eine Kirche mit Schlagseite. Heute muss nicht mehr ein schlafender Jesus geweckt werden. Stattdessen wurden auf dem alten Kirchendampfer von der Kommandobrücke bis zum Kabinenpersonal alle schrill aufgeweckt. Die Schiffsglocken läuten Sturm. Es ist nicht mehr zu leugnen und schönzureden, unsere Kirche steht vor gewaltigen Herausforderungen, Veränderungen. Dabei sollte man Bewahren nicht mit Beharren verwechseln. Gleichzeitig gibt es viele Menschen, die sich auch weiterhin bemühen, ihren Glauben einfach und schlicht zu leben. Die Roger Schütz, einer der Gründer der Communauté de Taizé, ermutigte, zu leben, was sie meinen, vom Evangelium verstanden zu haben. Die sich fragen, was Jesus von ihnen heute erwarten würde. Ein Jesus, der Menschen nicht ausgrenzte. Der mit denen, die ihre Macht missbrauchten, auch in seiner Religion, ständig über Kreuz lag. Den sogar seine Familie von Sinnen hielt. Für den Glauben etwas zutiefst lebendiges und lebensförderliches war. Für den Gott erfahrbar wird, wo Menschen sich lieben. Der es als gotteslästerlich brandmarkte, Gott selbst mit Religionsgesetzen, Lehrmeinungen, menschlichen Vorstellungen einfach gleichzusetzen und zu verwechseln. Also einen Jesus, den es auch in der Kirche wieder neu zu entdecken gilt, wie Papst Franziskus immer wieder betont. Einen Jesus, der sich nicht in den Schlaf schicken lässt, der auch heute noch Menschen aufwecken kann, einen tieferen Sinn in ihrem Leben zu entdecken. In diesem stürmischen Evangelium fragt Jesus: „Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?“ Ob wir das nicht auch neu lernen müssen? Angst im Glauben passen einfach nicht zusammen! Ob so der alte Dampfer neue Fahrt gewinnt?
Pfr. Paul Kammerinke