Wochenimpuls

von 

Pfarrer

Jürgen Behr

 

 

 

 

 

 

Schmerzliches Geduldsspiel Ökumene

Vom ökumenischen Kirchentag in Frankfurt habe ich nur wenig mitbekommen, ein paar Meldungen im Fernsehen und noch weniger in der Presse. Vielleicht haben Sie ähnliche Erfahrungen gemacht. Und doch vermisse ich ihn schmerzlich. Ich hätte mir so ein reales, nicht digitales Fest mit allem, was zu einem Kirchentag dazugehört gewünscht: Zusammensitzen, singen und beten, Sorgen teilen, die Nähe Gottes spüren. Ganz hautnah, über alle Konfessionsgrenzen hinweg.Stattdessen feiern wir Christen weiter Sonntag für Sonntag getrennt in der je eigenen Kirche. Und werden immer weniger. Corona, Unglaubwürdigkeit, Unwahrhaftigkeit, Gleichgültigkeit lichten unsere Reihen-Können wir uns da getrennte Kirchen noch leisten.

Vor 50 Jahren rüttelten beim Ökumenischen Pfingsttreffen in Augsburg zum ersten Mal Christinnen und Christen beider Konfessionen an den Gittern, die sie trennten. Vom 3. bis 5. Juni 1971 trafen sich über 8000 Engagierte, die in vielen Arbeitsgruppen Ideen entwickelten, wie die christlichen Kirchen zusammenwachen könnten. Was in ihrer Abschlusserklärung stand lässt mich aufatmen und seufzen zugleich:

„In jeder christlichen Kirche soll es jedem Christen, der der Einladung des Herrn folgen will, möglich sein, an der Kommunion teilzunehmen. Falls er einem anderen Bekenntnis angehört, nimmt er als Gast daran teil. Die christlichen Kirchen verzichten auf ein Verbot, das ihre Glieder von der Teilnahme an der Kommunion einer anderen Kirche abhält. Diese Kommunion erlaubt eine geschwisterliche Gemeinschaft, ohne dass die Kirchen und der Einzelne gezwungen sind, von ihrem Verständnis des Sakramentes etwas preiszugeben.“

Wo Menschen gemeinsam leben und arbeiten und den Glauben teilen, soll auch eine gemeinsameFeier des Herrenmahles möglich sein und zwar ganz besonders für konfessionsverbinden Ehepaare. Für sie gibt es bis heute keine verbindliche Lösung.

50 Jahre später geht zwar vieles, was damals gefordert wurde. Die Ökumene ist selbstverständlicher geworden. Aber die Realität hat uns längst eingeholt. Frage: katholisch oder evangelisch? Antwort: „Nichts von beiden normal halt“, soll ein Jugendlicher aus Ostdeutschland gesagt haben. Es könnte genauso auch in Westdeutschland klingen.

Noch mal 50 Jahre Dokumente und Hoffnungen und theologische Debatten und Vetos aus Rom? Die Zeit und die Geduld werden wir Christen, egal welcher Konfession, nicht mehr haben.

Pfr. Jürgen Behr

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